Hört endlich auf, uns unter Druck zu setzen!

Hört endlich auf Kinderbetreuung in einem Atemzug mit Frauen zu verwenden – solange ihr das tut, bleibt in unseren Köpfen doch das Bild der Kinderbetreuung = Frauensache manifestiert und Ihr ladet damit die ganze Verantwortung auf unsere Schultern ab. Danke, darauf kann ich verzichten!
Die Verantwortung für die Kleinsten ist doch eine Verantwortung unserer Gesellschaft als Ganzes und nicht nur die von uns Frauen alleine!

Ich bin es leid, mich seit meiner Schulzeit damit beschäftigen zu müssen, ob ich mir Kinder kriegen werde leisten können. So finanziell und karrieretechnisch gesehen. Ich glaube nicht, dass Männer sich bei diesem Thema genauso viele Gedanken machen, sorry, aber das kann ich mir nicht vorstellen (Ausnahmen mögen es mir verzeihen). Wir planen, wir überlegen, wann ist der beste Zeitpunkt, gibt es den überhaupt? Geh ich noch ins Ausland, fange ich eine neuen Job an, gibt es eine Oma, einen Opa in der Nähe, ziehe ich deren Nähe, lieber früher Kinder, lieber später, gar nicht? Waaahhhh – die totale Hirnschmalzverbrennung, die nie aufhört, denn sind sie einmal da, geht’s im selben Modus weiter!
Die eigentliche Frage ist doch, kann es sich unsere Gesellschaft überhaupt leisten, dass sich Frauen solche Fragen stellen müssen? Nein, können wir nicht! Wir brauchen alle Bürger_innen dazu, dass es wirklich funktioniert.

Und dann, wenn sie einmal da sind, die Zwerge, machen wir Frauen es eh verkehrt oder es geht sich einfach finanziell nicht aus, dass einer/eine zu Hause bleibt, dann gibt’s wieder keine Betreuungsplätze etc.. Das ist doch verrückt, dieser Teufelskreis. Wenn wir die Kinder in eine Betreuung geben, vielleicht schon als Kleinkind, sagen manche Frauen meines Alters „wie kannst du nur“, selten sagen das Männer und das ist doch eigentlich noch schlimmer, liebe Frauen, hört auf damit!
Wenn wir es nicht tun, bleiben wir in unserer beruflichen Laufbahn uneinholbar zurück und werden damit abhängig vom goodwill eines Partners und dass wir im Alter dann arm sind, kommt als Zuckerl noch oben drauf. Es ist so schon eine schwere Entscheidung, da brauchen wir keine Stuten, die ihresgleichen in die Wadeln beißen. Hört auf damit!
Wenn wir sie in die Krippe geben, frisst die Finanzierung für die Betreuung, je nachdem wie viel weniger wir verdienen als unsere männlichen Kollegen, bis zur Hälfte vom Gehalt wieder auf. What?!! Das kann doch einfach nicht wahr sein! Wie auch immer, es ist so irgendwie immer mehr schlecht als recht gleichzeitig.

Und dabei ist alles was ich will, ist die Wahl zu haben, wie ich das handhaben will!

Gebt uns doch endlich wirklich die Möglichkeit selber zu entscheiden, wie wir mit dem Kinderthema umgehen. Und damit ich die Wahl haben kann, braucht es einfach drei Vorraussetzungen:

  1. Die Gehaltsgleichstellung von Männern und Frauen als Grundvoraussetzung, damit eine echte und vor allem faire Aufteilung überhaupt funktionieren kann.
  2. Ein flexibles Kinderbetreuungsangebot für Kinder ab der Geburt, damit es mir möglich ist, wenn ich das möchte und/oder muss, wieder meinem Beruf in dem mir gewünschten Ausmaß nachzugehen auch wenn es 40 oder mehr Stunden in der Woche sind – das gilt für Männer gleichermaßen.
  3.  Eine Gesellschaft die sich bewusst ist, dass wir das nur gemeinsam gebacken kriegen (Arbeit, Wirtschaft, Politik).Hört auf uns unter Druck zu setzen, dass wir Frauen das unbedingt regeln müssen. Dass wir Frausein Kinder & Karriere unter einen Hut bringen müssen. Wie wäre es wenn wir mal drüber sprechen wie wir Familien unterstützen können, das Kind im wahrsten Sinne des Wortes zu schaukeln. Wie wäre es mit Respekt, allen Frauen gegenüber, dass sie sich um unsere „Altersversorgung“ kümmern. Es reicht ja schon, dass wir uns fast ein Jahr lang in anderen körperlichen und seelischen Umständen befinden. Und das ist nicht immer lustig!

Es kann doch nicht sein, dass wir 2017 immer noch von flexibler Kinderbetreuung und Berufstätigkeit von Frauen in einem Satz sprechen ohne Männer und Kinderbetreuung in einem Satz zu verwenden. Wie wäre es wenn wir von Kinderbetreuung und Familien sprechen, das trifft doch Männer gleichermaßen. Glaubt Ihr nicht, dass Männer, die 2 Jahre in Karenz gehen, nicht auch einen Karriereknick erleben würden?
Aber sie gehen halt nicht, weil sie ja meistens bedeutend mehr verdienen als ihre weiblichen Kolleginnen. Wäre ja absurd dann in Karenz zu gehen! Wie wäre es wenn wir Frauen endlich mal gleich viel zahlen wie Männern, damit wir bei der Entscheidung ob Männer in Karenz gehen, nicht mehr über das Wollen diskutieren sondern über das Können ohne, dass es ins Haushaltsbudget ein riesiges Loch reißt!

Wir müssen also zwei Dinge klar trennen. Erstens, zu wenig und zu unflexible Kinderbetreuungsplätze sind nicht primär ein Problem für Frauen, sondern ein Problem für eine ganze Familie – wie auch immer die aussieht. Zweitens, dass nicht mehr Männer in Karenz gehen, lösen wir nicht durch ein besseres Kinderbetreuungsangebot. Diese Problem lösen wir nur durch den Angleich der Gehälter oder einen Ausgleich des Staates bei Durchrechnung eines Familieneinkommens, wobei mir ersteres weit lieber wäre und vor allem notwendiger ist!

Die Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen Frauen und Männern, hat meiner Meinung nach also nichts mit den Kinderbetreuungsangeboten an sich zu tun, sondern wenn es einen Grund hat, der nichts mit den persönlichen Einstellungen und Rollenbildern der jeweiligen Personen zu tun hat, dann ist es meistens ganz einfach ein finanzieller Grund! Darum ist es auch unsinnig, Kinderbetreuungsangebote und Männerkarenzzeiten miteinander in Verbindung zu setzen. Hört auf damit!

Und ganz ehrlich: Solange es das Wort Karrierefrau gibt, im Gegenzug aber kein Wort welches Karrieremann heißt, läuft hier in unserem Land noch so einiges verkehrt.

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